“Wenn du gegessen hast und satt geworden bist, dann sollst du den Herrn, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat” (5.Mose 8,10)
Es dauert vier Stunden, um mit dem Auto von Jerusalem bis nach Eilat im Süden zu fahren, und auf der langen-, geraden Wüstenpiste dorthin, mit der israelischen Hitze, kommt es häufig zu Unfällen. Besonders wenn in Ferienzeiten viele Touristen unterwegs sind, wird auf manchen Rastplätzen auf dieser Route kostenlos Kaffee angeboten.
Wir – meine Frau Ziona und ich – waren auf dem Weg in die Touristenhochburg Eilat, diese schöne Stadt an der Südspitze Israels, direkt am Golf von Akaba gelegen. Wir waren bereits zwei Stunden gefahren, als wir an solch einer Raststätte stoppten, um eine Kaffeepause zu machen.
Gut gelaunt hatten wir für jeden von uns einen Kaffee bestellt. Die freundliche Kellnerin reichte uns die beiden Tassen und bat mich um die Bezahlung von 12 NIS. Ein wenig verunsichert fragte ich sie: „Warum 12 NIS?“ Sie zeigte mir daraufhin das Kleingedruckte auf dem Werbeschild für den kostenlosen Kaffee. Tatsächlich stand dort, dass „nur“ der Fahrer eines Fahrzeuges einen kostenlosen Kaffee erhält, alle Mitfahrer müssen bezahlen.
Verärgert bezahlte ich den geforderten Betrag und beschwerte mich bei ihr über diese irreführende Werbung.
Meine liebe Frau Ziona warf der armen Kellnerin einen entschuldigenden Blick zu und wies mich dann auf dem Weg zum Auto in ihrer wunderbar-rücksichtsvollen Art auf meinen Fehler hin: Ich hätte ein Geschenk in einen Anspruch verwandelt und Undankbarkeit gezeigt für etwas, was ich geschenkt bekommen habe.
Schon in der Bibel können wir lesen, dass – als die Israeliten auf ihrem Weg, in das verheißene Land – Mose sie drängte, ein dankbares Volk zu sein (1.Mose 8,10). Dank der Segnungen Gottes war das Land reichlich mit den besten Früchten und Ernten gesegnet, aber man kann schnell diesen Wohlstand als selbstverständlich betrachten, als etwas, das wir verdienten (V. 17-18). Daraufhin entwickelte das Volk Israel eine Praxis des Dankes für jede Mahlzeit, egal wie klein; es ist alles ein Geschenk Gottes.
Ziona hatte natürlich (wieder einmal) Recht! Ich ging zurück und entschuldigte mich bei der Kellnerin. Diese kleine- kostenlose Tasse Kaffee war ein Geschenk – ein Geschenk, das ich nicht verdient hatte – etwas, wofür ich dankbar sein sollte…
Hiermit wünsche ich Ihnen eine gesegnete Woche aus Jerusalem!
Ihr
Doron Schneider