Judenhass seit dem Auszug aus Ägypten

Judenhass seit dem Auszug aus Ägypten

Manchmal fragen wir uns, woher diese immer wieder auftauchende Besessenheit seitens der Heidenvölker kommt, Israels Existenzrecht in Frage zu stellen und wann dieser Judenhass eigentlich begonnen hat? 

Was ist der Ursprung des alten und neuen Antisemitismus?

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir zur Geschichte des Exodus aus Ägypten zurückkehren.

Der Auszug aus Ägypten ist eine revolutionäre Geschichte in der menschlichen Kultur. Ein rollendes Ereignis, welches ein Volk mit einer Selbstwahrnehmung und Moral hervorgebracht hat, das sich von allem unterscheidet, was bis zu diesem Zeitpunkt auf der Welt bekannt war.

Anstatt ein Leben zu führen, dessen einziger Sinn war, Dutzenden Göttern zu dienen, die sich ständig gegenseitig bekämpften, hat Gott dem Mose zwei Steintafeln gegeben, wodurch ein ganzes Volk, wie auch der einfache Mensch geheiligt werden konnte. Das war eine sehr große Revolution für die damaligen paganischen Völker.

In dieser Hinsicht ist es kein Wunder, dass damals schon viele Versuche unternommen wurden, um diese konzeptionelle neue Religionsidee zu entwerten; diesen neuen Glauben an den einen wahren Gott, der ein Meer für Sklaven spaltete, Manna vom Himmel fallen ließ, sie 40 Jahre in der Wüste versorgte und alle feindlichen Völker besiegte, die ihnen im Weg standen bis zur Eroberung Kanaans.

Mit aller Mühe versuchten die Völker, Moses neuen monotheistischen Glauben und das dazugehörende Volk Israel zu deligitimieren.

Pharao befiehlt Moses, die Israeliten aus Ägypten herauszuführen - Bild aus der 1885 veröffentlichten Büchersammlung der Heiligen Schriften von Gustave Dore.

Pharao befiehlt Moses, die Israeliten aus Ägypten herauszuführen – Bild aus der 1885 veröffentlichten Büchersammlung der Heiligen Schriften von Gustave Dore.

So wurde bereits 300 v. Chr. eine erste Delegitimierungs-Schriftrolle veröffentlicht, die als “Die Lepra-Verschwörung” bezeichnet wurde und von einem griechischen Philosophen namens Hekataios von Abdera (ein Zeitgenosse von Alexander dem Großen) veröffentlicht wurde. Er schrieb, dass die Israeliten Ägypten nie verlassen hätten, sondern aus dem Land vertrieben wurden.

Eine neue Religion für die Welt

Das größte Bedürfnis, den Gründungsethos des jüdischen Volkes in Frage zu stellen, entstand höchstwahrscheinlich zu dem Zeitpunkt, als die Thora im 3. Jahrhundert v. Chr. ins Griechische übersetzt wurde (“Die Septuaginta”). Denn plötzlich war die neue Religion bzw. der Glaube an einen Gott, an den Mose und die Israeliten glaubten, den Weisen der Welt ausgesetzt, denen das neue Konzept nicht passte und die sich daher gedrängt fühlten, eine Gegengeschichte zu verbreiten.

Der Erste, der sich hierbei identifizierte, war wahrscheinlich Manetho, ein hellenistischer Priester, der zu dieser Zeit in Ägypten lebte. Manetho erneuerte die Geschichte der Leprakranken der Antike und wies auch darauf hin, dass die Israeliten sich zunächst nicht in Ägypten niederlassen durften, sondern dort eindrangen, bis es den Ägyptern gelang, sie zu überwinden und zu deportieren.

Dann im zweiten Jahrhundert vor Christus behauptete der ägyptische Schriftsteller Lysimachos in seinen Schriften Folgendes:

… aufgrund der bedürftigen Juden sei ein Ernteproblem eingetreten. Bokchoris, König (Pharao) der Ägypter, rief wegen des Notstandes im Amun-Tempel das Orakel an, um über das weitere Vorgehen Auskunft zu erhalten. Amun gab diesbezüglich den Auftrag, alle Heiligtümer von den Menschen zu „reinigen“, die unrein und nicht religiös seien und diese in unbewohnte Gebiete umzusiedeln.

Diejenigen aber, die an Aussatz und Ausschlag litten, sollten ertränkt werden. Bokchoris habe deshalb an die ägyptischen Soldaten den von Amun erhaltenen Auftrag befohlen und die Weisung erteilt, die mit Aussatz und Ausschlag behafteten Personen in Blei gewickelt im Meer zu ertränken.

Nach dieser Tat schlossen sich die in der Wüste befindlichen „Gruppen der Unreinen“ zusammen und riefen in der Nacht die Götter um Beistand an, damit sie von ihrem Schicksal befreit würden. Am nächsten Morgen gab ein „gewisser Mose“ den Rat, von diesem Ort in eine bewohnte Gegend zu ziehen. Auf die Ratschläge der dortigen Bewohner sollten sie aber nicht hören und die dort erbauten Tempel niederreißen. (*)

Josephus Flavius lehnte diese These verurteilend ab und schrieb:

„Wen ich … noch bringen will, das ist Lysimachos, der dasselbe Lügenthema sich vornimmt wie die vorgenannten, das der Aussätzigen und Verunstalteten, der jedoch ihre Unglaubwürdigkeit mit seinen Fiktionen noch übertrifft, woran klar wird, dass er aus blankem Hass schreibt. Er sagt nämlich, unter Bokchoris, König (Pharao) der Ägypter, habe das Volk der Juden, die Aussatz und Ausschlag hatten und mit sonstigen Krankheiten behaftet waren, in den Heiligtümern Zuflucht gesucht und um Nahrung gebettelt.“ (**)

Der griechische Historiker Siculus schrieb auch über “Die Lepra-Verschwörung” von Hekataios, dessen Version dann wiederum von dem antiken Autor und Antijudaist Apion erweitert wurde, indem nicht nur die Aussätzigen vertrieben wurden, sondern auch Tausende von blinden Menschen, Lahme und mit anderen Krankheiten infizierte Menschen. Apion hat auch behauptet, dass die Juden Menschen opfern und den Kopf eines Esels verehren. 

Seneca nannte die Juden „ein verfluchtes Volk“ und der römische Historiker und Senator Tacitus verurteilte vehement den “von Mose geschaffenen Kult” und behauptete, es widerspräche allem, was den Menschen bisher bekannt war:

„Damit er sich des Volkes für die Zukunft versichere, gab Moses ihnen neue Kultbräuche, die im Gegensatz stehen zu denen aller übrigen Menschen. Unheilig ist dort alles, was bei uns heilig, andererseits ist erlaubt bei ihnen, was für uns als Schande gilt.“ (***)

Die Thora bedroht eine Kultur

Auf den ersten Blick scheint die Intensität der Besessenheit, die Geschichte des Exodus zu diskreditieren unverständlich, aber wenn man es mit damaligen weltlichen Augen betrachtet, kann man ihr Motiv verstehen. Dieser “neue Glaube” und Ethos des israelitischen Volkes war attraktiver und die Thora bedrohte die Kulturen der umliegenden Völker – nicht mit dem Schwert, sondern mit ihrer Idee. Und dieser neue israelitische Glaube und die Religion gewannen schließlich ihre “Konkurrenten”.

Die Vision des Kreuzes von Kaiser Konstantin vor der Schlacht gegen Maxentius - Vatican Museum

Die Vision des Kreuzes von Kaiser Konstantin vor der Schlacht gegen Maxentius – Vatican Museum

Rom bekehrte sich zum Christentum, was bedeutet, dass das Judentum entsprechend angenommen wurde, und der Nahe Osten judaisierte sich auch mit einer ethno-kulturellen Anpassung des Islams. Interessanterweise hat diese gewisse Annahme des Judentums die weltliche Notwendigkeit der Schuldzuweisung gegen Gottes Volk nicht gestoppt, sondern im Gegenteil. Von einer Verschwörung zur nächsten … So entstand ein neuer Begriff – “Antisemitismus”. Die Lepra-Verschwörung räumte im 4. Jahrhundert den Weg für die Beschuldigung frei, die Juden seien schuldig am Mord Jesu. Die Fortsetzung davon war die Geschichte, dass die Juden Matzen (ungesäuertes Brot für das Passahfest) aus dem Blut christlicher Kinder backen (England 1149). Dann behaupteten sie, dass die Juden die Brunnen vergiftet hätten (Schweiz 1348). Und später, die Juden planen die Welt zu kontrollieren. (Die Protokolle der Weisen von Zion, Russland, frühes 20. Jahrhundert). Einige dieser Geschichten erneuern sich sogar in unserer Zeit, als hätte sich nichts geändert. Es ist schwierig, einen fundamentalen Unterschied zwischen der Blut-Verleumdung ungesäuerter Brote zu finden, und der Veröffentlichung in der schwedischen Zeitung “Aftonbladet”, die 2009 behauptete, dass IDF-Soldaten Organe von Palästinensern für kommerzielle Zwecke amputiert hätten.  
The New York Times (April 2019) - Die Karikatur zeigt den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu als Blindenhund, der US-Präsident Donald Trump führt.

The New York Times (April 2019) – Die Karikatur zeigt den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu als Blindenhund, der US-Präsident Donald Trump führt. 

 
Lustige Blätter "Ein amerikanischer Armleuchter" - deutschsprachigen Satire-Zeitschrift.

The New York Times (April 2019) – Die Karikatur zeigt den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu als Blindenhund, der US-Präsident Donald Trump führt. 

Zeitungen wie “The New York Times” veröffentlichen in unseren Tagen Karikaturen, die wir aus der Nazizeit kennen. Obwohl sie nach einer knappen Woche vom Herausgeber doch wieder gelöscht wurden, sagte es viel aus über die heutige Freimütigkeit, Gottes Volk zu verteufeln und deligitimieren.

Daher ist der Israel-Aufklärungsdienst in unseren Tagen wichtiger denn je zuvor, um Israels wahre Position gegen die Lügen zu vertreten, die hauptsächlich aus Europa stammen.

Mit Ihrer Mitgliedschaft in meinem Insider-Club helfen Sie mir, gegen diesen antisemitischen Geist zu kämpfen und die Wahrheit über Israel und Gottes Heilsplan zu verkündigen!

Von Doron Schneider 2019 © 

 

Quellen:

(*) https://de.wikipedia.org/wiki/Lysimachos_(Flavius_Josephus)#cite_note-12 (**) Flavius Josephus, Über die Ursprünglichkeit des Judentums, Buch 1, Vers 304–305 (***) Tacitus: Historien 5.Buch, Antike Vorstellungen vom Judentum. Der Judenexkurs des Tacitus im Rahmen der griechisch-römischen Ethnographie. Steiner, Stuttgart 2002

Doron Schneider

Doron Schneider

ist Publizist und Redner. Er versteht sich als Dolmetscher zweier Kulturen und möchte Menschen inspirieren – ihnen eine neue Sicht über Israel vermitteln. Mit einer erfrischenden Art, bringt er den Zuhörern, das mit so vielen Vorurteilen und Fehlinterpretationen behaftete Israel, nahe.

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