Der Glaube an Jesus ist keine Denomination

Der Glaube an Jesus ist keine Denomination

Wenn man einem Christen begegnet, fragt man ihn gerne nach seiner «Denomination» oder seiner «Gemeindezugehörigkeit». Zugegebenermassen denken die meisten hier auch sehr stark in Schubladen. Das geht ja auch schneller. Wenn man weiss, dass jemand Pfingstler oder Baptist oder zu einer bestimmten Freikirche geht, z.B. Hillsong oder ICF, weiss man auch schon, was die Leute im Kern glauben, wie sie Glauben leben und in welche Schublade wir sie stecken können.

 

Raketen aus Gaza

 

Als mich meine jüdisch-orthodoxen Geschäftspartner fragten, ob ich ein Messianischer Jude bin, kam ich in ein Dilemma, wie ich ihnen antworten soll, weil jede Gesellschaftsgruppe in Israel anders über die Messianischen Juden denkt. Dazu kommt noch, dass eigentlich jeder Jude messianisch ist, weil sie alle auf den Messias warten.

 

Wie denken die Juden in Israel über die Messianischen Juden?

 

Orthodoxe Juden
Für die meisten orthodoxen Juden gelten Messianische Juden als Verräter, denn von dem Moment an, wenn ein Jude an Yeshua glaubt, ist er in ihren Augen zum “Feindeslager” über gegangen. Während den letzten 2.000 Jahren wurden Juden von Menschen, die sich Christen nannten durchgehend verfolgt und somit sind Christen zu ihren Feinden geworden. Wenn dann ein Jude plötzlich an Jesus glaubt, ist er also ein Christ bzw. ein Feind und Verräter geworden.

Traditionelle Juden
Für einen großen Teil der religiös-traditionellen und der orthodoxen Juden in Israel ist jeder Messianischer Jude automatisch auch ein Missionar. Und Missionare sind in Israel nicht beliebt. Das kommt von dem falschen Hintergedanken, dass heute die Missionare das jüdische Volk auf geistlicher Ebene vernichten wollen. Was Hitler damals nicht schaffte mit der physischen Vernichtung, versuchen heute die Missionare mit einer geistlichen Vernichtung des jüdischen Volkes, indem sie ihren Glauben zu einer anderen Religion konvertieren wollen.

Säkulare Juden
Die säkularen Juden wiederum haben kein Problem mit uns Messianischen Juden. In ihren Augen sind wir keine Bedrohung, eher eine Bereicherung der Gesellschaft, weil viele von ihnen in Sondereinheiten in der Armee dienen, in Hilfsorganisationen helfen und treu ihre Steuern zahlen. Meine Kinder lernen in staatlichen Schulen und obwohl sie dort als Messianische Juden überall bekannt sind, haben sie dadurch niemals Probleme bekommen, sondern es bestand oft hohes Interesse über ihren Glauben seitens ihrer Schulkameraden.

Deswegen musste ich meine Antwort etwas genauer definieren und sagte: “Nein, so schnell lass ich euch mich nicht in eine Schublade stecken! Also, ich bin ein Jude der an Yeshua den Messias glaubt. Für mich ist das Neue Testament die Fortsetzung des Alten Testamentes.”

 

Mit offenen und interessierten Augen fragten sie mich: “Aber…, wie ist das möglich? Es sind doch zwei unterschiedliche Religionen?”

Daraufhin verwies ich auf einige Messias-Verheissungen, wie Jesaja 53, Sacharja 12,10 und Jeremia 31,31 hin, um ihnen zu zeigen, dass Jesus alle diese Verheissungen erfüllt hat.

Erstaunt blickten sie mich alle drei an, für ein paar Sekunden herrschte komplette Stille im Raum; in ihren Augen stand nur ein großes Fragezeichen mit der Frage “woher kennt er all diese Bibelstellen?”
“Ich muss zugeben, dass wir die Propheten und Schriften so gut wie gar nicht lesen und kennen, bei uns in der Yeshiva werden immer nur die 5 Bücher Mose studiert”, sagte ausgerechnet der strengste orthodoxe Jude unter ihnen, der sogar mit einem hohen schwarzen Pelzhut am Schabbat in die Synagoge geht.

Meine Geschäftspartner hätten mit einem Denominationsbegriff, wie Baptist oder Pfingstler nichts anfangen können, genau wie auch Jesus nicht.

Wie auch Jesus uns einmal nicht fragen wird zu welcher Gemeinde wir gehören, sondern ob wir seine Jünger sind?

Wir vergessen sehr schnell, dass es gar nicht darauf ankommt, in welche Gemeinde wir gehen oder zu welcher Konfession wir uns zugehörig zählen, sondern einzig und allein, ob wir zu Jesus gehören oder nicht. Wir geben der anderen Person doch gar keine Chance, uns als Glaubensgeschwister mit unseren individuellen Herausforderungen und Historien kennenzulernen. Das einzige, was uns oft interessiert, ist, wo der Mensch sonntags in den Gottesdienst geht. Was für ein Kleinglaube…

Wie gut hatten es da die ersten Jünger, die solche Themen überhaupt nicht kannten. Da gab es bei den Jüngern noch keine Baptisten, noch keine Hillsong-Hipster oder sonstige Religionsgemeinschaften. Da gab es nur Jünger, die ihrem Herrn nachgefolgt sind.

Doch auch bei den Jüngern war nicht alles idyllisch. Die Jünger hatten zwar nicht die Frage nach Denominationen (und vielleicht sogar, welche die Bessere sei), sondern wer von ihnen der Grösste ist. Wie kindisch!

Aber auch hier lehrt Jesus seine Jünger selbst Demut, indem er ihnen selbst die Füsse wäscht. Dies war zur damaligen Zeit eine der niedrigsten Aufgaben, die sonst nur Sklaven und Diener tun mussten.

Genauso kindisch lenkt die Frage nach Gemeindezugehörigkeit vielleicht auch von einer echten Begegnung ab. Wo zwei Jünger sich begegnen und sich gegenseitig über Jesus (nicht ihre Gemeinde, ihren Lebensstil, etc.) austauschen, ist Jesus mitten unter ihnen. «Aber auch das sage ich euch: Wenn zwei von euch hier auf der Erde meinen Vater im Himmel um etwas bitten wollen und sich darin einig sind, dann wird er es ihnen geben. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, bin ich in ihrer Mitte.» (Matt. 18,19-20)

Es ist doch egal, zu welchem Verein ich gehöre. Die entscheidende Frage ist, ob ich Jesus nachfolge oder nicht. Die einen mit und die anderen ohne Kopftuch. Die einen heben und die anderen klatschen mit den Händen oder auch nicht. Jesus wird uns fragen: Bist Du mein Jünger oder nur Mitglied in einer Kirche? Das ist ein himmelweiter Unterschied.

 

Die Hütte-David-Gemeinde

 

Meine messianische Gemeinde in Jerusalem zählt zu keiner Denomination. Bei uns gibt es Gläubige Juden aus vielen Nationen, mit vielen Einwanderern aus Äthiopien und auch gebürtigen Israelis. Jeder drückt seinen Glauben etwas anders, wie sein Stuhlnachbar aus. Die einen hüpfen mit erhobenen Händen, während diejenigen in der Reihe davor beim Lobpreis sitzen bleiben. Manche Frauen tragen Kopftücher, die anderen nicht. Einzelne sprechen in Zungen oder haben Weissagungen, die anderen nicht. Das Schöne daran ist, dass wir alle nebeneinander sitzend oder stehend die Lieder singen, während wir unseren Glauben so sehr unterschiedlich ausdrücken und kommen nicht auf den Gedanken unseren Nachbarn zu ermahnen, weil wir es akzeptieren, dass Gott in Vielfältigkeit angebetet werden möchte. Es herrscht trotz der Vielfältigkeit ein Geist der Einheit in unseren Gottesdiensten am Schabbat.

Es ist wie in einem Orchestra, wo die vielen verschiedenen Instrumente eine wunderschöne Symphony ergeben. Das kann wiederum nur dann geschehen, wenn wir alle ein und den selben Dirigenten, Jesus vor uns stehen haben.

Jesus: “Bist du mein Jünger?”