Die Stimmung unter den Juden in Persien wurde immer gespannter. Ihre Vernichtung stand vor der Tür, weil einer von ihnen (Mordechai) sich nicht niederbeugte vor Haman, dem höchsten Regierungsbeamten des Königs Ahasveros (historisch: Xerxes). Haman war ein Nachkomme der Amalekiter, der grössten Erzfeinde Israels. Im Koran wird Haman als Berater des Pharaos zur Zeit Moses beschrieben. 

 

Auch als Königin kann Esther keine Gnade für sich und ihr Volk erflehen, weil ein königlicher Erlass nicht zurückgenommen werden kann. Ein Besuch beim König, ohne von ihm gerufen zu werden, könnte sie das Leben kosten.

 

Eine schwierige Entscheidung

Esther wusste nicht was sie machen sollte. Sie hatte furchtbare Angst. Sollte sie ihrem Ehemann und König verraten, dass sie Jüdin war? Würde das dann ihr Todesurteil sein?

Während diese schrecklichen Gedanken über das Schicksal ihres Volkes sie tagelang quälten und schlaflose Nächte brachten, kam plötzlich ihr Cousin und Adoptivvater Mordechai zu ihr und sagte:

Königin Esther im Königshof verteidigt ihr Volk

Endlich wieder WLAN (Foto: shutterstock)

“Esther, denn wenn du jetzt schweigst, so wird von einer anderen Seite her Befreiung und Rettung für die Juden kommen, du aber und das Haus deines Vaters werden untergehen. Und wer weiß, ob du nicht gerade wegen einer Zeit wie dieser zum Königtum gekommen bist?”  Esther 4,14

 

Das führte Königin Esther dazu, in ihre Berufung zu treten und den mutigen Schritt zum König zu wagen, der ihr Gnade erwies und ein zweites Edikt erliess, welches das erste ersetzte und somit sich das Schicksal der Juden umgewandelt wurde.

 

Gott hat Befreiung und Rettung für die Juden geplant und wenn Esther nicht ihrer Berufung gefolgt wäre, hätte sich an Gottes Heilsplan nichts geändert. Er hätte nur jemand anderes geschickt.

 

Berufung

 

Berufung beginnt immer im Herzen Gottes und ist an Menschen adressiert, die er in seiner Weisheit und Weitsicht für bestimmte Aufgaben in seinem Königreich erwählt hat. Wenn Jesus Christus sagt: „Ihr habt nicht mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe“ (Joh 15,16a), dann finden wir persönliche Berufungen immer im Kontext der Erwählung durch Gott wieder.

 

Gott erwählt und beruft jeweils mit dem Ziel, Menschen als Werkzeuge beim Bau seines Reiches hier auf der Erde einzusetzen. Allerdings ist Sein Ruf nicht zwingend, sondern kann auch abgelehnt und zurückgewiesen werden. Gott sucht Menschen, die sich seinen Absichten zur Verfügung stellen, und Gehorsam ist dann am kostbarsten, wenn er freiwillig und aus Liebe geschieht.

 

Nicht nur für Könige und Königinnen, sondern für jeden von uns hat Gott eine Berufung vorausbestimmt. Wenn wir sie jedoch nicht wahrnehmen und verfolgen, dann wird Gottes Heilsplan trotzdem in Erfüllung gehen, aber er wird jemand anderen dafür berufen.

Königin Esther im Königshof verteidigt ihr Volk

Verkleidete Kinder in Jerusalem (Mordechai und Königin Esther) Foto: Shutterstock

Das Purimfest

Israel feiert dieser Tage das Purim-Fest nach dem Buch Esther. Im Mittelpunkt dieses Festes steht das Verkleiden mit bunten Trachten. Es werden Geschenke ausgetauscht und große Mengen (vor allem süßer) Festspeisen – wie beispielsweise mit Mohn, Nüssen oder Schokolade gefüllte Hamantaschen oder Nunt – der Jüdischen Küche verzehrt.

 

In den Synagogen wird ein Gottesdienst gefeiert, bei dem es meist nicht übermäßig ernst zugeht; der ganze Ablauf zielt auf Freude. Dabei wird auch die Festrolle des Buches Esther vorgelesen. Immer wenn der Name Haman fällt, soll von den anwesenden Kindern mit Tuten, Rasseln und Ratschen so viel Lärm wie möglich gemacht werden. Dies beruht auf dem Befehl Gottes, den Namen Amaleks (Hamans Vorfahr) zu löschen, nachdem Amalek Israel auf dem Weg zum Gelobten Land behindert hatte. Sein Name wurde damit zum Symbol der Judenfeindschaft.

 

Darüber hinaus schenkt man sich gegenseitig Lebensmittel und spendet den Armen unter dem Volk, damit sie sich mitfreuen können an der Erlösung des Jüdischen Volkes.

Doron Schneider

Doron Schneider

ist Publizist und Redner. Er versteht sich als Dolmetscher zweier Kulturen und möchte Menschen inspirieren – ihnen eine neue Sicht über Israel vermitteln. Mit einer erfrischenden Art, bringt er den Zuhörern, das mit so vielen Vorurteilen und Fehlinterpretationen behaftete Israel, nahe.

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