Heute vor 40 Jahren sind wir nach Eretz-Israel eingewandert.

Meine Mutter war freudig erregt, als sie mich und meine vier Geschwister mit den Worten „Schnell, schnell Kinder – schaut doch mal, da sieht man schon die Stadt Haifa“ aufforderte, umgehend an Deck zu kommen. Unser Fährschiff schaukelte nur sehr leicht und wir Kinder waren vom ersten Anblick unserer neuen Heimat wie hypnotisiert. Ich war damals gerade elf Jahre alt, als GOTT unsere Familie aus Deutschland zurück nach Eretz Israel rief.

1978 – Die Schneiders kommen in Haifa mit dem Schiff an

NACH 2.000 JAHREN WIEDER ZU HAUSE

Nachdem wir das Schiff verlassen hatten, mussten wir allerdings ziemlich lange in der prallen Sonne herumstehen und warten, bis die Eltern alle Einreiseformalitäten erledigt hatten. Ich beschäftigte mich in dieser Wartezeit damit, die Menschen in der Umgebung zu beobachten. Sie sahen tatsächlich irgendwie anders aus als die Deutschen. Es gab nicht die Mode-Konformität, die ich bisher kennen gelernt hatte – jeder trug hier offensichtlich „seine eigene Mode“.

MIT NEUEM MERCEDES, ABER OHNE GELD

Als mein Vater dann mit unserem nagelneuen blauen, blitzblank polierten und im Sonnenlicht erstrahlenden Mercedes aus dem Schiffsbauch herausgefahren kam, war es endlich so weit: „Hallo Israel – die Schneiders sind wieder daheim!“ Neugierig, nach rechts und links aus dem Fenster schauend, fuhren wir durch Haifa, diese wunderschöne israelische Stadt am Mittelmeer. Obwohl ich in Deutschland geboren und nur einige Male mit den Eltern während der Schulferien in Israel war, hatte ich während dieser Fahrt das unerklärliche Gefühl, tatsächlich „nach Hause“ gekommen zu sein.

LEERER MAGEN UND LEERES PORTEMONNAIE

Dieses wohlige „Nachhause-Gefühl“ war zwar schön, doch die Realität sah ganz anders aus: Wer uns in unserem schönen, neuen Mercedes sah, musste denken, dass wir reiche Leute waren. Leider war das Portemonnaie meiner Eltern so leer wie mein Magen damals. Wir hatten weder eine Wohnung, zu der wir fahren konnten, noch genügend Geld für eine Hotelübernachtung. Erst viele Jahre später begriff ich, wie unendlich groß das Vertrauen meines Vaters zu GOTT gewesen ist, als er SEINER Aufforderung „Deutschland zu verlassen und nach Israel zu gehen“ bedingungslos und ohne zu zögern folgte. Was für ein Glaubens- und Gehorsamsschritt. Chapeau, Papa!

In der damaligen Situation wurde es für meine Eltern allerdings zunehmend beunruhigender. Sie wussten, dass es in Kürze dunkel werden würde, und wo sollten sie mit ihren fünf Kindern übernachten? Unsere siebenköpfige Familie stand buchstäblich „auf der Straße“. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Moment, als mein Vater den Wagen stoppte, während wir Kinder auf den Rücksitzen fröhlich durcheinander quasselten. Er schaute meine Mutter an und sagte dabei an uns Kinder gerichtet: „Verhaltet euch bitte einen Augenblick mal ganz ruhig – Mama und ich wollen jetzt beten.“

GOTTES PLAN FÜR UNS

Nachdem kurze Zeit später das „Amen“ zu hören war, stieg Vater aus. Er ging gerade mit suchend umherschweifendem Blick über die Straße, als er von einem ihm entgegenkommenden jüngeren Mann auf Deutsch angesprochen wurde. Aus dem Auto heraus war von der uns endlos lange erscheinenden Unterhaltung der beiden allerdings nichts zu verstehen. Als Vater dann schließlich mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht zurückkam, sagte er: „Ihr könnt jetzt aussteigen. Wir dürfen in diesem großen, schönen

Haus hier gegenüber einziehen.“ Staunend dachte ich „Das ging nun aber wirklich ziemlich schnell“ und erfuhr dann, dass jener junge Mann das Haus für eine ältere Dame hütete, die sich zu dieser Zeit für mehrere Wochen in Deutschland aufhielt. Er meinte, dass sie das bestimmt erlauben würde, was sie dann auch wirklich tat.

 

Erster Tag in Israel – Auf der Terrasse in unserem Haus in Haifa

WENN WIR GOTT VERTRAUEN …

Es war das kurze, mit großem Vertrauen gesprochene Gebet der Eltern, das uns augenblicklich zu einem neuen Zuhause in einem für uns doch eigentlich fremden Land verhalf. Diese eindeutige Gebetserhörung – dieses mächtige Zeugnis der Treue GOTTES – hat mich damals unvorstellbar stark beeindruckt und prägenden Einfluss auf mein gesamtes bisheriges Leben gehabt. Seitdem weiß ich, dass ich mich auf GOTT immer und ohne irgendwelche Einschränkungen verlassen kann. Das bestätigte sich dann auch unmittelbar für mich persönlich, als ich mit meinen elf Lebensjahren völlig problemlos und mit viel Freude und Unterstützung meiner neuen israelischen Schulkameraden die hebräische Sprache erlernte.

 Aus ganzem Herzen kann ich heute sagen:

„GOTT ist treu!“ Wenn ER dich oder mich irgendwo hinschickt, dann ist ER auch bei uns – bis an der Welt Ende!